27.november, 2019
Pilger sind eingeladen, Heiligkeit im Geist von Fatima zu lebenDas Vorbild der Heiligen Francisco und Jacinta Marto wird das Leben am Heiligtum während des gesamten pastoralen Jahres begleiten, in dem wir besonders eingeladen sind, „in Dankbarkeit mit Gott zu leben“.
„Zeit der Gnade und Barmherzigkeit: In Dankbarkeit mit Gott leben“ ist das Thema des neuen pastoralen Jahres in Fatima, dem letzten des ersten Zyklus nach der Hundertjahrfeier der Erscheinungen. Inspiriert durch den Ersten Petrusbrief – „Seid heilig“ (1 Petr 1,16) – und unter Berücksichtigung eines Auszugs der „Erinnerungen von Schwester Lucia“ – „[Unsere Liebe Frau] übermittelte uns ein so starkes Licht, [...] und wir erkannten uns selber in Gott, der dieses Licht war [...]“ (in: IV. Erinnerung, Der 13. Mai 1917) – bereitete das Heiligtumsteam dieses pastorale Jahr vor. Es konzentriert sich auf diesen universellen Aufruf zur Heiligkeit, der in den Dokumenten des kirchlichen Lehramtes enthalten ist und der sich in Cova da Iria als ein Aufruf zum Leben in Gott nach dem Vorbild der Seherkinder von Fatima, insbesondere der Heiligen Francisco und Jacinta Marto, konkretisiert. Im Laufe des Jahres werden mehrere thematische Inhalte entfaltet: die in der Taufe enthaltene Berufung zur Heiligkeit; das christliche Leben als Leben in Gott; Bekehrung als Neuzentrierung des Lebens in Gott; Heiligkeit für die heutige Zeit; Dimensionen einer christlichen Spiritualität im Licht der Botschaft von Fatima; die Erfahrung der Gnade als Erfahrung der Heiligkeit Gottes; das Heiligtum als Raum der Begegnung mit Gott als dem Heiligen; die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes als Einladung, mit Ihm zu leben; Fatima als Schule der Heiligkeit; Francisco als Vorbild der Heiligkeit; Jacinta als Vorbild der Heiligkeit; Lucia als Vorbild christlichen Lebens. Heiligkeit ist kein Privileg, das einigen Auserwählten vorbehalten ist, sondern sie ist unser aller Berufung als Christen, wie Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben über den Ruf zur Heiligkeit, „Gaudete et exsultate“ betont. Auch der Rektor des Heiligtums von Fatima, Dr. Carlos Cabecinhas, erinnerte am 1. November daran, als er sagte, dass „heilig sein darin besteht, uns nicht mit einem mittelmäßigen, oberflächlichen und unentschlossenen Leben, ohne Horizonte und ohne Forderungen, zufrieden zu geben.“ „Heilig zu sein bedeutet, sich Jesus zu nähern und ihn nachzuahmen, denn die Heiligen sind diejenigen, die ihr Leben Gott anzuvertrauen wussten. Wir denken dabei auch an die Frage der Muttergottes an die Hirtenkinder hier in Fatima: ‚Wollt ihr euch Gott anbieten?‘“, sagte der Rektor, und ergänzte, dass ein solcher Akt, durch den ein Mensch sich bereit erklärt, das eigene Leben in Gottes Hände zu legen, ein „Zeichen der Heiligkeit“ ist. Zur Botschaft von Fatima gehört diese Perspektive, bei der es darum geht, jeden Menschen zu Gott und „zum Leben in der Gemeinschaft mit Ihm zu führen, das heißt, zu einem heiligen Leben. Das ist Fatima: die Einladung zu einem heiligen Leben“. Aber die Heiligkeit in Fatima ist auch in den Protagonisten, den Hirtenkindern, sichtbar. „In ihnen finden wir nicht nur die gewaltige Sehnsucht, Heilige zu sein – ein Verlangen, das uns so oft fehlt –, sondern auch die tägliche Bemühung, demütig, gerecht, barmherzig, friedfertig, herzensrein wie Jesus Christus zu sein. Wir entdecken in ihnen dieses Streben, nach den Seligpreisungen zu leben“, fügte er hinzu und erinnerte daran, dass Ruf, Engagement und Berufung zentrale Worte in der Botschaft von Fatima sind und diese ständige Einladung beinhalten, in Gott zu leben. In diesem pastoralen Jahr wird es mehrere Momente geben, in denen dieser Ruf nach einer vom Wort Gottes gestalteten Lebenshingabe wiederholt betont und vertieft wird, insbesondere bei der Feier mancher hundertjährigen Jubiläen, die in dieses pastorale Jahr 2019/2020 fallen werden.
Jacinta starb vor hundert Jahren Jacinta, die jüngere Schwester des Heiligen Francisco Marto, die ebenfalls am 13. Mai 2017 heiliggesprochen wurde, starb am 20. Februar 1920. Beeindruckt von den Offenbarungen über das Leiden der Sünder, betete und opferte sie für ihre Bekehrung, für den Frieden in der Welt und für den Heiligen Vater: „Ich leide sehr, aber ich opfere alles auf für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne aus Liebe zum Unbefleckten Herzen Mariens, und auch für den Heiligen Vater“, sagte sie zu Lucia während ihrer Krankheit. Und kurz vor ihrem Tod sagte sie: „Im Himmel werde ich Jesus und das Unbefleckte Herz Mariens sehr lieben.“ Die Haltung des Mitgefühls war das Kennzeichen von Jacinta, die ihr ganzes Dasein der Aufgabe widmete, die die Himmelsfrau ihr anvertraute: „Ach, wenn ich das Feuer, das in meiner Brust brennt und mich die Herzen Jesu und Mariens so sehr lieben lässt, in alle Herzen legen könnte!“ Die Liebe zur Muttergottes und diese Sehnsucht, ihr Dasein nach dem Herzen Jesu zu formen, veranlasste Jacinta, ihm zu folgen und den gleichen Weg wie der Meister zu gehen. Und nicht einmal in der Einsamkeit der Krankheit, als ihr die Möglichkeit der heiligen Kommunion verwehrt wurde oder als die Wunde, die in ihre Brust eindrang, sie leiden ließ, verlor sie die Gelassenheit eines Kindes, das vertraut und liebt, wie Maria, ihre Meisterin in der Schule der Heiligkeit, wie es der heilige Papst Johannes Paul II. einmal ausgedrückt hat. Während ihres Gefängnisaufenthalts in Ourem, als Lucia sie bittet, eine Gebetsintention zu wählen, um in diesem Sinne Opfer zu bringen – für die armen Sünder, oder für den Heiligen Vater, oder als Wiedergutmachung für das Unbefleckte Herz Mariens – zögert Jacinta nicht zu antworten: „Ich opfere es für alle diese Anliegen auf, weil ich sie alle liebe.“ (Text aus der Spiritualität von Jacinta, Stiftung Hl. Francisco und Hl. Jacinta Marto)
Die universellste Skulptur des portugiesischen Katholizismus
Die Skulptur Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz von Fatima, die in der Erscheinungskapelle verehrt wird, wurde 1920 von Gilberto Fernandes dos Santos aus Torres Novas gestiftet, am 13. Mai desselben Jahres in der Pfarrkirche von Fatima gesegnet und einen Monat später zur Erscheinungskapelle gebracht. Am 13. Mai 1946 wurde sie durch den päpstlichen Legaten Kardinal Aloisi Masella feierlich gekrönt. Die Skulptur wurde aus Zedernholzblöcken aus Brasilien (Cedrela odorata L.) geschnitzt. Sie hat mehrere farbliche Schichten. Die goldenen Motive sind aus 22- und 23,5-Karat Blattgold. Die Augen sind aus Glas. Im Kleid wie auch im Gewand wurden Bergkristalle, Glas und Diamanten eingelassen. Dieses Werk von José Ferreira Thedim aus brasilianischem Zedernholz ist 1,04 Meter hoch. Es wurde 1951 vom Autor restauriert und später immer wieder instandgehalten. Die Skulptur unternahm 12 Reisen zur Verehrung an anderen Orten, drei davon in den Vatikan auf Wunsch mehrerer Päpste. In den frühen Tagen wurde diese Statue jeden Abend von Maria Carreira, der damaligen Wächterin der Erscheinungskapelle, bei sich zu Hause gehütet. Aus diesem Grund hat der Sprengstoffanschlag von 1922 die Skulptur nicht geschädigt. Die universellste Skulptur des zeitgenössischen Katholizismus wird am 13. Juni in der temporären Ausstellung „In Weiß gekleidet“ gezeigt, in der Begegnungsstätte des heiligen Augustinus (untere Etage der Basilika zur Heiligsten Dreifaltigkeit), nach den Feierlichkeiten der Internationalen Wallfahrt zum Jahresgedächtnis der Erscheinungen, bei welcher der zweiten Erscheinung der Jungfrau Maria vor den Seherkindern von Fatima gedacht wird.
José Alves Correia da Silva, der Fatima-Bischof
José Alves Correia, der im Juli 1920 zum Bischof der wiederhergestellten Diözese Leiria geweiht wurde, war der Prälat, der das Ereignis von Fatima besiegelt hat, als er in einem Hirtenbrief vom 13. Oktober 1930 „die Visionen der Kinder in Cova da Iria für glaubwürdig“ erklärte und offiziell die Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima erlaubte, die dem Heiligtum, das noch geboren werden sollte, einen außerordentlichen Impuls gab. Ihm sind ebenfalls einige strategische Optionen zu verdanken, die er bereits vor der Veröffentlichung dieses Hirtenbriefs traf, sowohl kirchenrechtlichen Charakters wie auch praktischer Art im Zusammenhang mit der Schaffung von Infrastrukturen, welche die Entwicklung des werdenden Wallfahrtsorts ermöglicht haben. Zuletzt verdanken wir ihm, dass die Botschaft von Fatima international bekannt wurde, denn es war Bischof José, der die ersten Pilgerreisen der Statue der Gottesmutter aus der Erscheinungskapelle genehmigte. Während seiner Amtszeit fand die erste nationale Wallfahrt nach Fatima im Mai 1931 statt, ebenso die Weihe der Welt und Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens durch Pius XII., die Krönung der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima im Jahr 1946 und die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses der Hirtenkinder Francisco und Jacinta Marto. José Alves Correia da Silva starb 1957. Seine sterblichen Überreste sind unter der Apsis der Basilika Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes von Fatima begraben. Ein Jahr vor seinem Tod ernannte ihn Papst Pius XII. zum Päpstlichen Thronassistent, eine Ehrenauszeichnung, die die Päpste manchen kirchlichen Würdenträgern als Zeichen der Anerkennung für besondere Dienste an der Weltkirche verliehen haben.
Ein abwechslungsreiches Angebot
In diesem pastoralen Jahr werden einige weitere Initiativen den Aufruf zu einem Leben in Heiligkeit unterstreichen. Dazu dienen vielfältige Ausdrucksweisen wie die Katechese, die Musik, Vorträge und Spiritualitätsangebote wie Exerzitien und pastorale Workshops, die im Rahmen der Schule des Heiligtums stattfinden werden. Darunter sei das Angebot der Lichtexerzitien hervorgehoben, das bereits in der Adventszeit (6. bis 8. Dezember) mit dem Thema „Die Freude des Lichts“ beginnt, und später an drei weiteren Terminen in der Fastenzeit, der Osterzeit und im Sommer fortgesetzt wird. Hervorzuheben sind auch weitere Initiativen wie die Tagung zum Thema „Die Kinder, der Tod und die Trauer“ im Mai 2020 und die thematischen Angebote der Sonderausstellung „In Weiß gekleidet - Gedenkausstellung zum 100. Jahrestag der ersten Skulptur Unserer Lieben Frau von Fatima“. Im Juni findet das Pastoraltheologische Symposium statt und im Juli die fünfte Ausgabe des Sommerkurses. SETE – das sogenannte Eintauch-Projekt für jugendliche Volontäre – wird erneut stattfinden, wie auch das Programm „Komm in die Mitte“, wodurch Eltern von Menschen mit Behinderungen eine Ferienzeit ermöglicht wird.
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